
Wenn ein ausgewiesener Pumpenspezialist, wie Stefan Leuchtenberger, zu einem Pumpenhersteller wechselt, dann weiß er genau, was er tut. Seit Mitte dieses Jahrs ist er bei Habermann Aurum Pumpen GmbH in Bochum für die Bereiche Technik, Produktion und Service verantwortlich und unterstreicht seine Ambitionen gleich mit einer klaren Ansage: „Habermann is back“. Was er damit meint, haben wir in einem Gespräch mit ihm und seinem Geschäftsleitungspartner, Thomas Schäfer, verantwortlich für Verkauf und das operative Geschäft bei der Habermann Aurum Pumpen GmbH, geklärt.
Leuchtenberger bezeichnet sich selbst als ‚Pumpen-Verrückten‘. Diejenigen, die ihn persönlich kennen, wissen, dass er mit Sicherheit einer der erfahrensten Pumpenexperten in Europa ist. Er hat mehr als ein Jahrzehnt in einem Unternehmen der Großchemie alle Pumpen verantwortet. Danach hat er fast ein weiteres Jahrzehnt in der Instandsetzung von Pumpen gearbeitet. Jetzt aktuell hat Leuchtenberger zu einem Pumpenhersteller gewechselt. Wie in seinem gesamten Arbeitsleben hat er auch für diesen Schritt nicht den einfachen Weg gewählt. Seit 1. Mai 2019 ist er Mitglied Geschäftsleitung bei der Habermann Aurum Pumpen GmbH in Bochum.
„Die Basis für meine Pumpenverrücktheit hat die chemische Industrie gelegt. Dort habe ich Pumpen ausgelegt, eingekauft und betrieben. So war ich auch mal Kunde bei Habermann. Nachdem ich dann im nächsten Schritt in der Instandhaltung mitmischte, fehlte mir nur noch ein Pumpenhersteller in meinem Erfahrungsschatz. Darauf freue ich mich jetzt, dass ich bei Habermann Aurum Pumpen in den nächsten Jahren meine Erfahrung einbringen und sicher auch ein paar Duftmarken setzen kann.“
Schäfer dazu: „Habermann war immer darauf fokussiert, die Lösungen aus Sicht der Betreiber zu verstehen und anzubieten. Stefan und ich kennen uns schon seit langem und es passt hervorragend, dass er mit seinem Erfahrungsschatz die Habermann Aurum Pumpen Ausrichtung auf die Betreibersicht ergänzt. Wir reden mit den Pumpenbetreibern und schauen genau hin, was vor und hinter der Pumpe passiert. Die Suche nach einer Lösung ist bei uns immer die Suche nach einer für den Betreiber passenden Lösung, ohne diese aus einem Standard bedienen zu müssen. Deshalb passt Stefan super in unser Team. Auch dank seiner Erfahrung sprechen wir mehr denn je die Sprache der Pumpenbetreiber. Wir bringen heute ein tiefes Verständnis für die Nöte der Pumpenbetreiber mit und haben deshalb auch unsere Prozesse im eigenen Haus darauf ausgerichtet.“

Leuchtenberger zu seinen Ambitionen: „Das Spannende an dieser Aufgabenstellung ist, dass wir hier alle Freiheiten haben, ein junges und sehr dynamisches Unternehmen mit einem weltweit bekannten, traditionsreichen Ansehen als Experten für die Flüssigkeit-Feststoff-Förderung, auf einen zukunftsfähigen Weg zu bringen. Wesentliche Herausforderungen sind dabei, ein echtes Team zu bilden und alle mit auf eine Reise zu nehmen, um auch mal völlig neue Dinge angreifen zu können. Thomas und ich kennen uns schon so lange, dass wir unsere Aufgabenfelder nicht abgrenzen, sondern kooperativ angehen. Wir lösen die Probleme unserer Kunden gemeinsam und ziehen an einem Strang. Ich bin sicher, dass uns das von anderen Unternehmen abhebt, dadurch dass wir keine Kompetenzgrenzen in unserem aktuell rund 50 Köpfe umfassenden Team haben.“
Schäfer ergänzt: „Diese Kooperation zieht sich durch das gesamte Unternehmen. Alle unsere Mitarbeiter denken und handeln im Team, so dass wir schnell Lösungen für unsere Kunden erarbeiten können.“ Leuchtenberger fügt hinzu: „Wir formen dieses Unternehmen zu einem sehr modernen Mittelstandsunternehmen. So sind wir gerade dabei, ein Vorschlagswesen zu etablieren. Zudem hat aktuell einer unserer Mitarbeiter seine Ausbildung zum Pumpen-Fachingenieur begonnen.“

„Auch technologisch stellen uns breiter auf,“ so Schäfer. „Wir ergänzen unserer bestehenden Polyurethan- und Gummiqualitäten durch Polymerguss zur Auskleidung unserer Pumpen. Diese Auskleidungsvariante bestehend aus einer über 80%igen Siliziumcarbidfüllung gemischt in ein Vinylesterharz und erweitert unsere Lösungsmöglichkeiten. Diese Auskleidung wird unter Vakuum gemischt und in unsere bestehenden Gussgehäuse eingebracht, um auf diese Weise eine feste Verbindung von Gehäuse und Auskleidung sicherzustellen. Ein wesentlicher Vorteil dieser neuen Auskleidung ist, dass sie in allen unseren bestehenden Pumpen der Baureihe HPK als Option eingesetzt werden kann. Betreiber haben damit die Möglichkeit in einer bestehenden Anlage eine Habermann Pumpe 1:1 durch die Polymerguss-Variante zu ersetzen. Gleichzeitig optimiert dies unsere Lösungsmöglichkeiten, da wir künftig hochbeanspruchte Bauteile noch besser gegen Verschleiß schützen können und weniger belastete Bauteile mit kostengünstigeren Auskleidungen sichern. So schaffen wir noch mehr Möglichkeiten, eine Einsatzherausforderung optimal zu lösen.“
„Wir können damit auch völlig neue Lösungen anbieten,“ so Leuchtenberger dazu, „indem wir analysieren, welches Bauteil der Pumpe ist besonders hohen Anforderungen ausgesetzt und genau dieses Bauteil erhält die dafür optimierte Beschichtung. Es macht Sinn, jeden Einzelfall zu betrachten und sich die Frage zu stellen, welches Bauteil versagt als erstes. Genau da setzen wir mit unseren Lösungen an. Da gehört eine Menge Erfahrung dazu, dies zu erkennen, aber das ist unsere Stärke.“
Ein kurzer Blick auf die Geschichte und in die Zukunft
Aus der Insolvenz der Firma Arthur Habermann GmbH & Co.KG hat sich für den langjährigen Vertriebspartner des Unternehmens, die Aurum Pumpen GmbH die Chance ergeben, den Geschäftsbereich Feststoffpumpen zu übernehmen. In 2015 begann dies mit einer kleinen Kernmannschaft aus ehemaligen Habermann-Mitarbeitern. In den letzten 4 Jahren ist das Unternehmen markant gewachsen. Die Basis dafür legten die ehemaligen Habermann-Mitarbeiter, die aus allen Bereichen ihre Erfahrungen in das neue Unternehmen eingebracht haben.
So ist von der Habermann-Kompetenz in der Feststoff- und Schlammförderung, die seit 1927 weltberühmt ist, nahezu nichts verloren gegangen. Schäfer dazu: „Wir waren und sind sicher immer noch ein echter Nischenanbieter. Dabei ist es sehr wichtig, dass wir einerseits auf die Erfahrung langjähriger Spezialisten zurückgreifen können, und andererseits heute einen unternehmerischen Rahmen haben, der ganz klar auf Neu- und Weiterentwicklungen ausgerichtet ist. Wir sind heute uneingeschränkt in der Lage, mit der gesamten Habermann-Kompetenz Lösungen für alle bestehenden Pumpen inklusive der Ersatzteilversorgung zu leisten. Und gleichzeitig arbeiten wir auf dieser Basis an Weiterentwicklungen und auch an Werkstoffmodifikationen, um unsere Pumpen zukunftssicher zu machen.“
Leuchtenberger: „Habermann Pumpen waren schon immer das Nischenprodukt für die komplizierte Lösung. Heute arbeiten wir an alternativen, deutlich resistenteren Werkstoffen oder auch an Digitalisierungslösungen, um vorausschauende Wartung betreiben zu können. Auch optimieren und straffen wir unsere Produktpalette durch Verbreiterung der Standards. Individuallösungen auf der Basis dieser Standards sind uns eine Herzensangelegenheit ganz nach dem Motto unserer Kunden: wenn Habermann eine Lösung entwickelt, dann werden wir diese Lösung kaufen. Umgekehrt gilt für uns, wenn ein Kunde kommt, der ein spezielles Problem hat, dann werden wir es lösen, wenn er es kauft.“
Schäfer nennt ein aktuelles Beispiel: „2017 haben wir von einem internationalen Baukonzern einen Entwicklungsauftrag erhalten, der uns sagte, dass er lange nach einem Partner für eine Lösung gesucht hat, aber – so seine Aussage – ‚ihr seid die Einzigen, die über entsprechende Erfahrungskompetenz verfügen und uns einen echten Technologievorsprung bieten könnt‘. Diese Aufgabenstellung haben wir mit dem Bau und der Just-in-Time Lieferung von vier Prototypen umgesetzt, die wir jetzt auch während des Erprobungsbetriebes weiter begleiten.
„So kann jeder mit seinen Feststoffförderproblemen zu uns kommen. Wir suchen eine Lösung für abrasive und chemisch aggressive Herausforderungen, die auch aus hohen Förderdrücken für Suspensionen bestehen können,“ ergänzt Leuchtenberger. „Wir freuen uns über Aufgabenstellungen aus allen Industriebereichen – von der Chemie, der Pigmentchemie, der mineralischen Rohstoffgewinnung und -aufbereitung bis hin zu Infrastrukturprojekten mit Tunnelbau oder im Bergbau. Leckerbissen sind beispielsweise Feststoffpumpen mit extremen Einsatztiefen von mehr als 200 Metern Flüssigkeitsüberdeckung. Solche Lösungen erfordern ein umfassendes Know-how. Eine Tunnelpumpe ist nicht einfach eine Pumpe, sie muss exakt in die Einbausituation und die speziellen Betriebsbedingungen der Maschine passen. Da schließt sich der Kreis zu unserer Behauptung von Beginn, dass wir die Sprache der Betreiber sprechen und deren Probleme verstehen.“
Ein weiteres Aufgabenfeld von Leuchtenberger ist der Ausbau der Serviceangebote: „Die größte Herausforderung ist sicher, dass unsere Pumpen weltweit im Einsatz sind. Sollte eine stehen bleiben, ist dies für die Anlagenbetreiber meist mit hohen Kosten verbunden. Wir müssen also sehr kurzfristig reagieren können und kompetent handeln. In allen Fällen erhält unser Kunden Originalteile, so dass er sicher sein kann, dass seine Pumpe nach der Reparatur genauso aussieht und die gleichen Leistungsdaten aufweist wie im Neuzustand. Für uns bei Habermann Aurum Pumpen ist Service aber noch weit mehr. Wir wollen künftig dem Betreiber auch Hilfestellung geben, seinen Instandsetzungsprozess, sein Ersatzteillager oder auch den Prozess selbst zu optimieren.“
Der Erfolg stellt sich ein: Habermann Aurum Pumpen hat in 2018 im Geschäftsbereich Feststoffpumpen mit gut 10 Mio. Euro einen Umsatz erwirtschaftet, und damit fast schon an das Volumen erreicht, das die ehemalige Arthur Habermann GmbH & Co. KG mit doppelt so vielen Mitarbeitern gemacht hatte.