
Das Jahr 1920 ist für das Ruhrgebiet ein unruhiges. Linksgerichtete Arbeiter proben den Aufstand, der postwendend von der Reichswehr blutig niedergeschlagen wird. In diesem Umfeld von Revolution und Repressionen des Versailler Vertrages gründet der 30jährige Ingenieur Karl Wernert die Maschinenbauanstalt Essen. Zu diesem Zeitpunkt hat er schon einige Erfahrungen in renommierten Firmen wie etwa der Gutehoffnungshütte Sterkrade gesammelt.
Einige Jahre später wird die junge Firma nach Mülheim an der Ruhr verlegt – Stammsitz bis heute. Man stellt vorwiegend Kreiselpumpen für den Bergbau, die Wasserwirtschaft, die Hüttenindustrie, den Schiffsbau und die Chemie her. Karl Wernert ist ein begnadeter Konstrukteur und Erfinder. Patenterteilungen erfolgen weltweit bis hin in die USA.

Im Jahre 1927 gelingt dann der ganz große Wurf. Der Chemie-Konzern Bayer in Leverkusen benötigt eine Pumpe, die aggressiven Flüssigkeiten dauerhaft standhält. Wernert erkennt die Marktlücke und – obwohl von der Fachwelt belächelt – entwickelt die weltweit erste Kreiselpumpe aus Kunststoff. Für Pumpengehäuse und Lagerträger verwendet er in Formen verpresstes Bakelit, einen damals sehr verbreiteten duroplastischen Werkstoff, der sich auch als säurebeständig erweist. Die Konstruktion gelingt und begründet den hervorragenden Ruf der Firma als Lieferant von Kreiselpumpen aus Kunststoff bis in die heutigen Tage hinein.

Rückblickend ist Wernerts bedeutendste Erfindung das deutsche Patent Nr. 937324 „Schleifringdichtung für umlaufende Wellen, insbesondere von Kreiselmaschinen“ aus dem Jahre 1952. Noch heute werden 80% aller von der Wernert-Pumpen GmbH ausgelieferten horizontalen Kunststoffpumpen mit der dort geschilderten Faltenbalg-Gleitringdichtung ausgerüstet. Über 65 Jahre nach der Erfindung hat diese an technischer Brillanz nichts verloren.
Im Jahre 1960 kann Karl Wernert noch das 40. Firmenjubiläum feiern. Am 16.4.1962 verstirbt er mit 71 Jahren. Seine Nachfahren, die das unabhängige Familienunternehmen in zweiter Generation weiterführen, sind ebenfalls bereit, neue Wege zu gehen. So stellt Wernert-Pumpen in den 60er Jahren nun den Werkstoff UHMW-PE, einen äußerst verschleißfesten und chemisch beständigen Thermoplast, im Pumpenbau vor. Hohe Investitionen und eine konsequente Serienfertigung sichern dem Unternehmen eine führende Rolle im Bereich der Kunststoffpumpen aus UHMW-PE, etwas später auch aus PVDF.
Neben einem breiten Spektrum an Chemie-Normpumpen und vertikalen Sumpfpumpen bietet man seit Mitte der 70er Jahre auch große Prozesspumpen aus Kunststoff jenseits der 1.000 m³/h an. Seit Anfang der 80er Jahre werden solche Groß-Pumpen besonders für Rauchgasreinigungsanlagen in Müllverbrennungsanlagen und Kraftwerken benötigt. Ein Geschäft im ganz großen Stil beginnt: die Umwelttechnik.
Im Jahre 2000 stellt Wernert dann die weltweit erste industrielle Spaltrohrmotorpumpe aus nicht-metallischen Werkstoffen, Typ Taifun, vor. Der hier integrierte, permanentmagnetisch erregte Synchronmotor ist bezüglich elektrischen Wirkungsgrades und Kompaktheit seiner Zeit voraus.
Mit der „Ropp“ stellen die Wernert Ingenieure der Firma im Jahre 2018 eine zum Patent angemeldete kompakte Rohrbogenpumpe vor, natürlich auch auf Basis nichtmetallischer Werkstoffe. So fühlt sich die Wernert-Pumpen GmbH, mittlerweile in vierter Generation in Familienbesitz geführt, immer noch dem Wesen des Firmengründers verbunden, einfach mal Neues zu wagen.